Wo der Neubau entstehen soll, ist noch nicht entschieden; die Kreisverwaltung arbeitet an einem Kriterienkatalog. Diepholz’ Landrat Cord Bockhop kündigte an, das neue Krankenhaus werde nicht an einem der bisherigen drei Standorte gebaut – also nicht in Diepholz, Bassum oder Sulingen. Diese Standorte würden geschlossen. Mitte August hatte der Landkreis Diepholz einen Antrag auf Fördermittel aus dem Krankenhausstrukturfonds für den Klinikneubau gestellt.
„Dass die Fachkompetenz in größeren Einheiten höher ist, ist ein Argument, das nicht vom Tisch zu weisen ist“, sagte Rahlfs der HARKE. „Aber ich sehe die Gefahr, dass wirkliche Akutfälle – Unfälle, Herzinfarkte, Thrombosen – auf der Strecke bleiben.“ Akutfälle aus der Samtgemeinde Uchte, gerade Opfer von Verkehrsunfällen auf der vielbefahrenen Bundesstraße 61, würden meist ins Klinikum Sulingen gebracht. „Eine Schließung hätte also sehr große Auswirkungen für die Menschen hier“, folgert Rahlfs.
Steyerbergs Bürgermeister Jürgen Weber geht davon aus, dass sie ebenso Einschnitte für die Menschen in Voigtei oder auch Deblinghausen darstelle, die dann längere Fahrtwege in Kauf nehmen müssten, um in ein Krankenhaus zu gelangen. Wie berichtet, hatte sich der Bundestagsabgeordnete Axel Knoerig aus Kirchdorf (CDU) in einem Offenen Brief an Niedersachsens Gesundheitsministerin Dr. Carola Reimann gewandt, um für das Vorhaben des Landkreises Diepholz zu werben. Darin thematisiert Knoerig auch einen „riesigen weißen Fleck in der medizinischen Versorgung“, wenn nach dem Klinikum Sulingen möglicherweise auch das Krankenhaus Stolzenau geschlossen würde.
Im Kreishaus in Nienburg stieß das nach Angaben von Kreispressesprecher Cord Steinbrecher auf Unverständnis. Auf Nachfrage verwies Knoerig auch auf die Krankenhausstudie der Bertelsmann- Stiftung. Deren Kernaussage: „Eine Verringerung der Klinikanzahl in Deutschland von aktuell knapp 1400 auf deutlich unter 600 Häuser, würde die Qualität der Versorgung für Patienten verbessern und bestehende Engpässe bei Ärzten und Pflegepersonal mildern.“
Zu sich daraus ergebenden Zukunftsaussichten für das Stolzenauer Krankenhaus mochte Knoerig keine Stellung beziehen. „Für den Landkreis Nienburg steht es mir nicht zu, solche Aussagen zu treffen, da ich hier kein gewähltes Kreistagsmitglied bin. Als zuständiger Bundestagsabgeordneter halte ich fest, dass die Klinik Stolzenau, auch bei ihrer relativ kleinen Größe (63 Betten), ein vollwertiges Krankenhaus ist“, teilte Knoerig mit. Anders als in Diepholz, wo der Landkreis alleiniger Gesellschafter ist, sind die Krankenhäuser im Landkreis Nienburg in privater Hand.
Eine Schließung des Stolzenauer Standortes stehe nicht zur Debatte, betont der Klinikkonzern Helios. „Die Helios Kliniken Mittelweser sind mit ihren beiden Standorten in Nienburg und Stolzenau zukunftsfähig aufgestellt. Beide Standorte bleiben langfristig erhalten“, teilte Christian Becker, Regionalleiter Unternehmenskommunikation, mit. Ähnlich äußert sich Kreissprecher Steinbrecher.
2001 hatte der Landkreis Nienburg seine Krankenhäuser an den Rhön-Konzern veräußert und damit jegliche Mitgestaltungsmöglichkeit aufgegeben. 2011 wurde Stolzenaus stationäre Chirurgie nach Nienburg verlegt. Die verbliebenen Fachbereiche in Stolzenau sind die Innere Medizin, die Geriatrie und die Schmerztherapie. Seit 2014 gehören die beiden Krankenhäuser im Kreis zur Helios-Gruppe des Fresenius- Konzerns. Die Landkreise Nienburg und Diepholz sind Kooperationspartner innerhalb der Gesundheitsregion. Die Zusammenarbeit dort bezieht sich nach Aussagen Steinbrechers „vorrangig auf die Entwicklung gemeinsamer Projekte mit Schwerpunkten in den Bereichen Fachkräftegewinnung, Pflege, hausärztliche Versorgung und Notfallversorgung“.