An diesem Nachmittag musizierte es im Garten der Einrichtung – in gebührendem Abstand zu zahlreichen Bewohnern, die im Beisein von Pflegekräften auf Stühlen saßen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trugen ebenso wie die anwesenden Schausteller einen Mundschutz und selbstredend legte auch der Vertreter der Heimatzeitung einen solchen an.
„Wir versuchen, den Alltag so zu gestalten, wie vorher“, erläuterte Pflegedienstleiterin und stellvertretende Heimleiterin, Doreen Muche. Der Besuch der Schausteller mit der Orgel ermögliche es, den Frauen und Männern, die im Schnitt 80 Jahre alt seien, einmal etwas anderes zu sehen und zu hören. Da fehlte dann auch ein spontan gesungenes Lied für Bewohnerin Margarete Stürz, die ihren 89. Geburtstag feierte, nicht.
„Für uns ist das Engagement selbstverständlich“, sagte Schausteller Egon Hubert Rasch. Unter dem Motto „Hand in Hand fürs ganze Land“ hatte der Deutsche Schaustellerbund seine Mitglieder unter anderem dazu aufgerufen, Alten- und Pflegeheime mit Notenorgeln zu besuchen und bei den Bewohnern für etwas Abwechslung zu sorgen. Laut Rasch reichte am DRK-Altenzentrum an der Langen Straße in Stolzenau der Platz für die fahrbare Orgel nicht aus – ein Besuch war ursprünglich auch dort geplant.
„Die Konzertnotenorgel stammt von den Gebrüdern Bruder aus Waldkirch im Breisgau“, erläuterte Besitzer Mario Blume. Sie sei 1924 eine der letzten dort hergestellten gewesen und hätte dadurch ihren besonders guten Klang. „In den 1930er-Jahren hielten auf den Jahrmärkten dann die Lautsprecher Einzug“, berichtete der Schausteller aus Leese. Titel des Berliner Komponisten Paul Lincke sowie etliche Märsche vom Beginn des 20. Jahrhunderts zählen unter anderem zum Repertoire der elektrisch angetriebenen Orgel. „Sollen wir noch einen Riemen auf die Orgel schmeißen?“, fragte Rasch und erntete bei den Altenheim- Bewohnern, die das Geschehen teils auch vom Balkon aus verfolgten, volle Zustimmung.
Wie sehr die Corona-Krise auch den Schaustellern zusetzt, machte Rasch im Gespräch mit der HARKE deutlich: „Das ist existenzgefährdend“, sagte er mit Blick auf abgesagte Jahrmärkte und damit fehlende Einnahmen. Die Aktion mit der Orgel könnte auch noch weitere Bewohner von Altenheimen im Landkreis Nienburg erfreuen. „Entsprechende Absprachen laufen“, sagte Rasch.