Über eine Whatsapp-Gruppe stehen fast 100 Fans des Spiels, die nicht nur aus Stolzenau, sondern aus allen Teilen des Südkreises kommen, in engem Kontakt. „Meine Kinder haben mich infiziert“, sagt Patrick Götze (49) aus Loccum, der die Gruppe gemeinsam mit Anna Goetzmann (28) aus Stolzenau vergangenen Sommer ins Leben gerufen hat. „Ich habe hier viele neue Freunde gefunden“, erklärt Anna Goetzmann, was ihr an der Gruppe so gefällt; zu mehreren spielen und sich über die gemeinsame Leidenschaft austauschen mache einfach mehr Spaß.
Vor zwei Jahren kam „Pokémon Go“ auf den Markt und entfachte einen weltweiten Hype; nach Angaben des spielentwickelnden Unternehmens Niantic wurde es um die eine Milliarde Mal heruntergeladen. Und so funktioniert‘s: Während man in der realen Welt spazieren geht, tauchen auf dem Handy- Bildschirm besagte Mini- Monster – die Pokémons – auf. Diese müssen gefangen und trainiert werden, um dann in sogenannten Arenen gegeneinander zu kämpfen. Diese ebenfalls virtuellen Wettkampfstätten können Spieler nur ausfindig machen, indem sie tatsächliche Orte aufsuchen.
In Stolzenau poppt eine solche Arena beispielsweise auf dem Display auf, wenn man sich der Bank an der Normaluhr nähert. Das und die Tatsache, dass manche Pokémon nur in Gruppen besiegt werden können, erklärt, warum sich im Zentrum so viele Spieler tummeln. Wie so oft, flachte der große Hype um „Pokémon Go“ schnell wieder ab, das Spiel hat sich aber eine treue Fangemeinde bewahrt, nicht nur in Stolzenau. Erst im Juni kamende an zwei Tagen 150 000 Monsterjäger imDortmunder Westfalenpark zusammen, weil Niantic dort einige besonders seltene Pokémons auftauchen ließ.
Die Whatsapp-Gruppe, die den schlichten Namen „Pokémon“ trägt, habe sich zügig vergrößert, erinnert sich Patrick Götze. „Erst waren wir zehn, zwölf, dann 30 Leute und es wurden schlagartig mehr.“ Aktuell sei so manch „Schönwetter-Spieler“ dabei, zum Winter hin kristallisiere sich dann der harte Kern heraus: „Dann sind wir noch so um die 25, die regelmäßig losziehen.“ Dass sie bei Wind und Wetter unterwegs sind, gefällt dem 49-Jährigen richtig gut.
Wieviel Bewegung das Spiel tatsächlich mit sich bringt, zeigt ein Blick aufs Mobiltelefon von Andreas Voigts (56) aus Leese: Er hat mit „Pokémon Go“ schon fast 3000 Kilometer zurückgelegt. Zu Fuß, versteht sich – „mit Auto oder Fahrrad, ab etwa fünf Stundenkilometern, zeichnet das Spiel das nicht mehr auf“.
Zum einjährigen Bestehen der Gruppe wurde in Voigts’ Garten gegrillt. „Das schöne ist ja“, sagt er, „dass ich plötzlich mit Leuten zusammen bin, die ich ohne ‚Pokémon Go‘ nie kennengelernt hätte.“ Alle Generationen, alle sozialen Schichten seien vertreten. Eines aber haben sie alle gemeinsam: Wenn ein Pokémon in Sichtweite ist, marschieren sie los.