„Der Busfahrer hat sofort die 112 gewählt und uns gesagt, wir sollen sitzenbleiben und auf keinen Fall zu dem Auto gehen“, erinnert sich Juli Hotze. Später in der Schule zu erfahren, dass die Frau an der Unfallstelle verstorben war, sei ein schreckliches Gefühl gewesen, das lange nachgewirkt habe. „Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wir hatten ja das Auto gesehen, das eigentlich gar kein Auto mehr war. Mir ging es nicht wirklich gut“, erzählt die Zwölfjährige. Ihre Freundinnen standen ihr tröstend zur Seite. Auch wurden alle, die im Bus gesessen hatten, im Gymnasium schulpsychologisch betreut.
Juli Hotze, Eske Meyer, Carlotta Schüler, Laura Knoll und Hanna Föller (alle siebte Klasse) waren und sind der Meinung, dass an den Bahnübergängen dringend etwas getan werden muss, damit ein solches Unglück nicht noch einmal geschieht. Sie sehen nicht nur die Deutsche Bahn, sondern auch die Kommunalpolitik und die Gemeinden in der Pflicht. „Wir haben uns dann überlegt, Unterschriften zu sammeln“, blickt Eske Meyer zurück. Noch am selben Tag zogen die Schülerinnen sowohl durch die Schule als auch durch ihre Heimatorte. Viel Zuspruch hätten sie bekommen, sagt Juli Hotze. „Und für uns war es einfach ein gutes Gefühl, etwas zu tun.“
Letztlich bekamen sie 950 Unterschriften zusammen, die sie jetzt an den Bürgermeister der Samtgemeinde Mittelweser, Jens Beckmeyer, Landesbergens Bürgermeisterin Heidrun Kuhlmann und ihren Estorfer Kollegen Arnd Focke überreichten. Schulleiter Dr. Matthias Akkermann und Lehrerin Manuela Ptak begleiteten die Schülerinnen. „Alle waren sehr offen und haben sich sehr viel Zeit genommen. Unsere Schülerinnen sind auf offenen Ohren gestoßen“, berichtet Akkermann, der die Aktion der Siebtklässlerinnen begrüßt: „Grundsätzlich ist es immer gut, wenn Schüler sich für etwas engagieren. Das trägt sicher auch zur Verarbeitung der Geschehnisse bei. Von daher war für uns völlig klar, dass wir das unterstützen.“
Die Delegation des Gymnasiums erfuhr von Beckmeyer, dass die Samtgemeinde das Thema unmittelbar nach dem Bahnunglück auf die Agenda genommen hat. Zwischen Estorf und Leese-Stolzenau gibt es fünf technisch nicht gesicherte Bahnübergänge. Derzeit laufen Gespräche mit der Bahn bezüglich der Sicherung.