Mit dem Projekt will der BUND bedrohte Insektenarten schützen und dem massiven Insektensterben entgegenwirken. Vor allem aber soll sich der Hirschkäfer in Estorf ansiedeln. Gestern nun wurde am Hirschkäfermeiler eine Schautafel aufgestellt, die das Projekt erklärt. Denn viele fragen sich, weshalb an zwei Stellen des Scheunenviertels Eichenstämme liegen.
„Ich freue mich, dass der Hirschkäfermeiler endlich eingeweiht wird“, sagte Estorfs stellvertretender Bürgermeister Helmut List. Schüler der Grundschule Estorf hatten im April vergangenen Jahres mitgeholfen, die Hirschkäfermeiler anzulegen. Gestern waren wieder Grundschüler dabei, als Brechter Boekhoff, Projektleiter des Hirschkäfer-Projekts, Erk Dallmeyer und Ute Luginbühl von der BUND-Kinderwildnis die Schautafel aufstellten. Dallmeyer ist seit seiner Kindheit begeisterter Käfer- und Schmetterlingsbeobachter und -kenner.
„Seit ein, zwei Jahren ist das große, weltweite Artensterben auch bei einer großen Menge an Bürgern in Deutschland angekommen. Die Zahlen sind dramatisch: Knapp 80 Prozent der Fluginsekten sind sogar in Schutzgebieten in den letzten 30 Jahren verschwunden“, erklärte Dallmeyer. Ähnliche Ergebnisse gebe es aus anderen Teilen Deutschland, Europa und der Welt. Nicht sehr viel besser sehe es mit Wildpflanzen, Vögeln, Reptilien und Amphibien aus.
„Immer mehr wird uns auch die große Bedeutung, die die Insekten für uns und unsere Zukunft haben, bewusst. Ohne sie wird unsere Ernährung immer schwieriger und unser gesamtes ökologisches Gleichgewicht droht zusammenzubrechen. Auch unsere Gesundheit und Lebensqualität wird sich dadurch noch negativer verändern.“
Die großen Herbststürme im Herbst 2017 seien der Initiator für der zweijährige Hirschkäferprojekt gewesen. „Überall waren viele alte Eichen umgestürzt, und diese Situation wollten wir nutzen, um durch den Bau von Hirschkäfer- Meilern auf die starke Bedrohung der Totholzbewohner, allen voran dem Hirschkäfer, aufmerksam zu machen und etwas für ihren Schutz zu unternehmen“, erklärte Dallmeyer. „Von Anfang an sollten die Öffentlichkeit und vor allem auch Kinder und Jugendliche mit eingebunden werden. Wir sind froh, dass wir schon im ersten Projektjahr 18 Hirschkäfer- Meiler bauen konnten, die Hälfte davon in Zusammenarbeit mit den Landesforsten.“
Finanziell wird das Projekt durch die Bingo-Umweltlotterie und den Landkreis Nienburg unterstützt. Bis zum Start des kreisweiten Projektes gab es nur drei Nachweise für Hirschkäfer im Landkreis Nienburg. „Bereits im ersten Projektjahr bekamen wir 18 Meldungen von Hirschkäfern. Das ist ein toller Erfolg und macht Mut, dass die Art bei uns noch zu retten ist“, sagte Dallmeyer.