Bis heute haben in den 17 Jahren 4486 Personen an den Rad- und Wandertouren teilgenommen. 2812 Teilnehmer zählen die Radtouren, 1674 die Wanderungen. Die Gruppe besteht nur aus Rentnern. Mit 83 Jahren ist Walter Höfer der älteste Aktive. „Die Radtouren sind beliebter. Manche von uns können nicht mehr so gut laufen“, erklärt Horst Hoffmeier (70). Er ist der Schriftführer. Jede Aktion hält er auf einer Exceltabelle fest: die Namen der Teilnehmer, Alter, Ziel. Von jeder Tour hat er das Durchschnittsalter ermittelt, außerdem den jüngsten und den ältesten Teilnehmer.
Ein Knopfdruck und Hoffmeier weiß, welches Mitglied wie oft Rad gefahren und gewandert ist: Gerhard Heine (77) hat mit 177 Touren die meisten gemacht. An zweiter Stelle steht Walter Höfer mit 170 Touren und an dritter Stelle Herbert Löhn mit 164. Mehrere tausend Fotos der vergangenen 205 Touren hat Hoffmeier auf seinem Laptop.
„Wir Ruheständler können auch was auf die Beine stellen“, hatte sich Estorfs ehemaliger Bürgermeister Wolfgang Biermann (73) im März 2002 gedacht. Gesagt, getan. Er sprach seine beiden Leeseringer Schießsportkameraden Gerhard Heine und Karl-Heinz Dräger (79) auf die Gründung einer Radler- Gruppe an. Die waren gleich Feuer und Flamme. Beide organisieren die erste Tagesfahrt. Das Ziel: der Heimatverein Deblinghausen.
Am 21. August 2002 ging es los. 50 Kilometer fuhren sie zu dritt mit ihren Drahteseln. Danach haben ohne Unterbrechung monatliche Veranstaltungen mit etwa 25 bis 30 Teilnehmern stattgefunden, immer mit Mittagessen und möglichst mit Getränkewagen. „Die 200. führte uns im März dieses Jahres zum Landtag nach Hannover“, sagt Biermann. Die jeweilige Organisation liegt in den Händen von zwei Freiwilligen.
"Wir hatten wohl nur drei Regentage, wo wir platschnass wurden. Aber abgebrochen haben wir nie." (Horst Hoffmeier, Radler)
Bei entsprechenden Temperaturen wird geradelt, im Winter wird gewandert oder die Bahn benutzt. Am besten kam der Besuch des NDR in Hannover mit Wanderung um den Maschsee an. 39 nahmen daran teil. 2005 ging es im Salzstock Gorleben 820 Meter tief unter Tage. Die Meyerwerft in Papenburg, das Miniaturwunderland in Hamburg oder das VW-Werk in Hannover waren weitere Ziele. Unvergesslich auch eine Wanderung zum Brocken – „bei Schnee und traumhaftem Wetter“, schwärmt Biermann.
„Es gibt nichts, wo wir nicht schon waren“, sagt der 73-Jährige überspitzt. „Wir sind stolz darauf, so konstant und häufig unterwegs zu sein“, sagt Gerhard Heine. „Und wir haben so einen Dusel mit dem Wetter. „Nur einmal waren wir kurz davor, nicht zu starten.“ „Wir haben eine super Verbindung zu Petrus“, scherzt Hoffmeier. „Wir hatten wohl nur drei Regentage, wo wir platschnass wurden. Aber abgebrochen haben wir nie.“
Die weiteste Radtour führte im Juli 2003 zum Schützenfest nach Hagenburg in den nördlichen Landkreis Schaumburg. „Dort spielt beim Schützenfest immer das Heeresmusikkorps“, erzählt Biermann begeistert. Mit 72 Kilometern war diese Tour allerdings nur sechs Männern gegönnt. Die meisten aus der Gruppe fahren mit einem E-Bike. „Nur fünf bis sechs von 25 sind noch jungfräulich“, berichtet Biermann. Walter Höfer (83) ist einer von ihnen, der noch kein Rad mit Elektroantrieb hat. „Er ist total fit“, so Biermann.
Fit ist auch Gerhard Heine. Er möchte trotzdem sein E-Bike nicht missen. „Man merkt den Gegenwind, man merkt ihn aber nicht in den Beinen.“ Früher fuhr er mit dem Auto von Estorf nach Nienburg, heute nimmt er dafür sein Rad.
Die Männer lassen ihre Frauen zu Hause. „Sonst wären wir mit 50 Leuten unterwegs. Für so viele kriegen wir kein Lokal.“ Und dann ist es noch eine Frage des Tempos. Biermann: „Wir fahren 16 Kilometer in der Stunde, die Frauen wollen zwölf bis 13 fahren. Wir wollen unseren Frieden, keinen Zoff. Nein, mit Frauen geht das nicht.“
Wolfgang Biermann ist unter Telefon (0 50 25) 556 zu erreichen.