Sie sind kreativ, extrovertiert und haben jede Menge Humor, nicht selten von der schwarzen Sorte: Adina Sternemann (64) aus Uchte und Marie-Luise Prinzhorn aus Brokeloh (71). Die beiden Klöppel-Koriphäen bereichern von Beginn an das größte Live-Rollenspiel der Welt, das Conquest in Prinzhorns Heimatort Brokeloh, mit ihren Spitzenkreationen und spitzen Zungen als die „schwarzen Schwestern“.
Sie lieben das improvisierte Schauspiel mit Tausenden anderer Rollenspieler – und sind umso trauriger, dass das Mittelalter- Fantasy-Spektakel in diesem Jahr coronabedingt ausfallen muss. Ihre Traurigkeit haben Prinzhorn und Sternemann jetzt auf kreative Art kanalisiert: In einem selbst ausgedachten Rollenspiel (siehe rechts) besiegen die „schwarzen Schwestern“ das Coronavirus.
„Wir sind eben ein bisschen beklöppelt“, sagt Sternemann – und meint damit einerseits ihre Klöppelleidenschaft und andererseits ihre verrückte Art, die es ihr und Prinzhorn erlaube, auch in ihrem Alter noch immer Neues zu entdecken und keine Langeweile aufkommen zu lassen. Denn Langeweile mögen Sternemann und Prinzhorn gar nicht. Dafür sei das Leben viel zu kurz.
Und so haben sich die „schwarzen Schwestern“ jetzt auf eine kleine Wanderung durch Brokeloh begeben, entlang der Felder, auf denen das Conquest jährlich stattfindet. Im Gepäck: Schwerter und schwarze Magie, um dem Coronavirus zu Leibe zu rücken. Sternemann hat den Kampf der „schwarzen Schwestern“ gegen das Virus in Textform gegossen:
„Eine nicht ganz ernst zu nehmende Geschichte mit schwarzem Humor“, sagt sie: „Ein Jahr ohne verkleiden, ohne Freunde am Lagerfeuer treffen, ohne trinken und feiern bis die Schwarte kracht, ohne verrückte Sachen zu erzählen, ohne Sinnieren über die Welt, ohne Abtauchen in eine fremde Dimension? Das geht gar nicht.“ Dass die Ritterspiele in Brokeloh in diesem Jahr ausfallen, bedeutet nicht, dass die „Schwestern“ ihre Fantasie ausschalten, die schwarzen Kleider im Schrank lassen und nicht ihr eigenes kleines Conquest aufführen. Ihre Quest (so nennt der Rollenspieler Aufgaben, die er während des Spiels zu erledigen hat): Das Coronavirus auslöschen.
Wie das geht? Virus in einer Kiste verschließen, vierteilen und am Ende die vier Teile an vier unterschiedlichen Orten vergraben – so haben sich Sternemann und Prinzhorn das ausgedacht und umgesetzt. „Dazu haben wir zunäch aus Bauschaum ein Corona virus gebastelt“, sagt Prinz horn – eines das bereits ein mal halbiert worden ist. Im Spiel traktieren die „Schwestern die stacheligen Bauschaumhalbkugeln mit ihren Rollenspielschwertern aus Schaumstoff und Latex.
Schwarze Leinenkleider, Kriegsbemalung, Knochenketten, böse Blicke und dunkle Zaubersprüche sollen ihr Übriges tun, um die Seuche zu besiegen und die Zukunft des Conquest zu sichern.
Was am Ende nicht fehlen darf: auf den Sieg über Corona standesgemäß anzustoßen „Natürlich desinfizierten s mit einer guten Flüssigkeit – die auch ein bisschen schwindelig macht“, schreibt Sternemann dazu in ihrer Geschichte.
Auch das Klöppeln ist bei den beiden in den vergangenen Wochen nicht zu kurz gekommen. So hat Prinzhorn beispielsweise ein Coronavirus geklöppelt, das von Antikörpern angegriffen wird. „Im übernächsten Jahr, 2022, soll der Weltklöppelkongress in Deutschland, in Hamburg, stattfinden. Die Teilnehmer machen von dort aus eine Busreise über Land zu verschiedenen Klöppelstationen. Eine davon wird unsere Ausstellung ,Blau‘ mit vielen Stickereien zu dem Thema sein“, sagt Prinzhorn. Darauf bereiten sich die beiden bereits vor. Und natürlich auf das Conquest im kommenden Jahr.