Mit dieser guten Nachricht überraschte Sonnabend Morgen Bürgermeiser Friedel Fischer Eltern und rund 30 Kinder, als sie sich auf dem Platz zu einem Gespräch mit der Harke trafen. Die Lösung, die Fischer und CDU-Ratsherr Fritz Block noch am Freitagabend ausgehandelt hatten: Die Gemeinde Husum wird jetzt ein Nylonnetz spannen, damit die Bälle nicht auf das Nachbargrundstück und auf die Straße fliegen.
Auch für Nicole Lenz (37) ist die Welt wieder in Ordnung: „Toll, dass es so schnell ein Lösung gibt", freute sie sich. Bis Sonnabend sah es noch ganz anders aus. „Mein Sohn, wie auch viele andere Kinder und Eltern, sind wütend und traurig zugleich", hatte sie der Harke geschrieben und damit den Stein ins Rollen gebracht.
Was war geschehen? Einem 52-jährigen Anwohner, der nicht genannt werden will, war im Frühjahr 2008 ein Ball auf sein Carport geflogen. Folge: Einige Kunststoffdachplatten bekamen Löcher. Die sollten nun auf Kosten der Gemeinde repariert werden. Erst als sich lange nichts tat, schaltete er einen Anwalt ein. Den Fall schilderte die Verwaltung dann dem Husumer Rat in seiner Sitzung Mitte November. Der entschied, die Tore abzubauen und am Fußballplatz in Schessinghausen aufzubauen, um weiteren Ärger zu vermeiden. Gleich am nächsten Tag baute der Bauhof die Tore ab. Aber am Sportplatz wurden sie erst einmal nicht wieder aufgestellt. Denn der SV Schessinghausen war von der Idee nicht begeistert. Seitdem ist der alte „Bolzer", wie die Schessinghäuser den beliebten Bolzplatz kurz nennen, Tagesgespräch. Ratsherr Block konnte es schon nicht mehr hören: „Ob bei der Feuerwehrversammlung oder sonst wo, überall musste ich Rechenschaft ablegen."
Wie sehr die Kinder und die Eltern ihren „Bolzer" vermissten, schilderte Nicole Lenz der Harke: „Seit ich denken kann, gibt es den ,Bolzer‘, auf dem ich schon als kleines Mädchen gespielt habe. Später mit eigenem Kind trafen wir Mütter uns unter dem schönen Kastanienbaum und tranken Kaffee, während die Kinder auf dem Spielplatz tobten und die größeren nebenan auf dem ,Bolzer‘ Fußball spielten. ‚Ich bin dann zum ,Bolzer', rief mein Sohn bis vor kurzem. Jetzt leider nicht mehr. Dabei brauchen Kinder Bewegung und einen Ausgleich zur Schule, die immer stressiger wird. Dann ist es doch prima, wenn sich Kinder verschiedener Altersklassen treffen und Fußball spielen."
Friedel Fischer hat den Fall jetzt zur „Chefsache" gemacht, wie er sagte und die unkomplizierte Lösung präsentiert. Ein Ballfangzaun wäre allerdings zu teuer. Kosten: 17 000 Euro, machte Fischer deutlich. Deshalb nun die Lösung mit dem Nylonnetz. Der Bauhof soll es bis Ende Februar anbringen. „Vielleicht kann ja noch die Feuerwehr helfen", schlug er vor. Die Kinder dürften aber sofort wieder spielen, versprach er. Die ließen es sich nicht zweimal sagen. Als Tore könnten ja erst einmal hingelegte Jacken dienen - so wie es schon vor 40 Jahren der Fall war, schlug Fischer vor. „Aber nicht auf Nachbars Grundstück schießen", bat er schließlich noch. Eigentlich habe er nichts dagegen, dass die Kinder Fußball spielen, sagte der Nachbar der Harke. „Ich wollte nur eine Absicherung." Schließlich blieb er auf der Hälfte der Kosten sitzen, denn die Versicherung zahlte nur 500 statt der 1200 Euro Reparaturkosten. „Jetzt ist alles wieder im Lot", stellte Fischer zufrieden fest.
Bürgermeister Friedel Fischer rettet den Bolzplatz.
Die Kinder freuen sich: Auf dem Bolzplatz werden die Tore wieder aufgebaut. Damit die Bälle nicht aufs Nachbargrundstück fliegen, wird ein Nylonnetz angebracht. Fotos: Hildebrandt